Von der Überzeugung zur Liebesbezeugung

Die Über-Zeugung
Gedanken, denen ich folge, weil sie das bestätigen, was ich bereits glaube, sind über-zeugend. Warum? Gedanken sind überzeugend, weil ich aus mir heraus nichts wissen kann.

Kann ich von etwas zeugen, was mir beigebracht wurde und ich mir zu eigen gemacht habe? Es ist fremdes, angeeignetes Wissen und kommt nicht aus mir heraus. Es geht über das Zeugenkönnen hinaus. Der Glaube hat hier seinen Ursprung, denn wie kann ich etwas wissen, was ich nicht aus mir selbst heraus erkannt habe. Ich glaube es einfach. Im wahren Erkennen bekomme ich nichts, was ich zur persönlichen Meinung hinzufügen kann. Es ist nichts Angeeignetes, sondern bestätigt sich in mir, durch mich und aus mir heraus.

Meinung ohne Gewissheit
Eine Meinung zu vertreten ist schmerzhaft, da ich ihrer nie sicher sein kann. Es ist ein Hausierengehen und Sichprofilieren mit angeeignetem Wissen. Ihm wohnt keinerlei Gewissheit inne und es verändert sich noch dazu laufend, sowohl bei mir, wie auch bei anderen. Es dient im Grunde nur dazu, mich hervorzutun, mich wichtig zu machen, um anerkannt und wertgeschätzt zu werden, und um mich damit als Person bestätigt zu wissen. Das bemerke ich spätestens dann, wenn ich damit keine Befürwortung finde oder sogar abgelehnt werde. Entweder fange ich dann an, dafür zu kämpfen oder lenke harmoniesüchtig und kompromissbereit ein. Oder ich ziehe mich schweigend im Groll zurück. Überlasse ich es dem unsicheren Ziel, mit meiner Meinung (Über-zeugung) andere zu überzeugen, um Übereinstimmung hervorzurufen und Verbündete zu haben und mich dadurch wertvoll und sozial integriert zu fühlen, dann muss ich äußerst verwirrt sein. Ich suche im Außen nach etwas, was ich dort nicht oder nur dem Scheine nach finden kann. Doch das Gute und Wahre ist so nah, es ist bereits gegeben!

Wertbewusstsein
Den Wert meines Seins muss ich nirgends suchen, da er nie verloren ging. Das durch Gedanken im Verstand erschaffene persönliche Ich kann das nicht erfassen, da es selbst die Ursache der Trennung, der Abspaltung vom Ganzen ist. Der Wert ist in sich selbst, durch mein Dasein vollkommen und bedingungslos gegeben. Als Geschenk des Lebens an sich selbst, bin ich wertvoll, richtig und gut. Woher weiß ich das? Weil ich da bin! Das Leben ist sich selbst Zeuge, es braucht nichts Vermittelndes, braucht keine Beweise dafür. Als das eine Bewusstsein erkennt es sich im ewig jetzigen Moment. Zeit und Raum verschwinden, wenn niemand mehr da ist, der sich ‚persönlicher Schinken‘ nennt.

Die Welt als Spiegel
Ich habe erkannt, dass meine Konditionierung, alles in der Welt bewerten zu müssen, auf dem Unwissen und der fehlenden Wahrnehmung gründet, dass ich selbst es bin, der die Welt wie durch einen Projektor als Bild auf einer Leinwand erscheinen lässt. Nur so bin ich erstmalig in der Lage, das von mir Projizierte im und als Spiegel zu sehen und mich selbst darin zu finden. Ich kann es zurückholen. Nichts bleibt mehr draußen, was ich nicht selbst bin. Wie könnte ich getrennt sein von dem von mir erschaffenen Bild der Welt. Und wie könnte ich dann noch auf die verrückte Idee kommen, etwas am Bild ändern zu wollen. Aus dieser neuen Sicht ist jede Bewertung der von mir erschaffenen Wirklichkeit eine befreiende Wahrnehmung, wenn ich sie – als Erscheinung in meinem Inneren – nicht draußen halte und intelligent zu mir umkehre, um mich darin zu finden. Das vermeintlich von mir Abgetrennte löst sich auf und ist in Eins gekehrt. Es geschieht ein zuinnerstes Berührtsein in der verborgenen Kammer meines Herzens, wo ich im liebenden Selbstkontakt bin. Heilung passiert und ich bin im Zustand wahren Mitgefühls mit mir selbst und anderen.

Kein Schinken im Sandwich
In der Anerkennung des universellen Spiegelgesetzes – wie außen so innen – wie oben so unten, bin ich begnadet, die Wahrheit selbst zu sein. Die vom Verstand vorgenommene Trennung in ‚Ich Subjekt hier‘ und ‚Du Objekt da‘ löst sich auf. Das ist wie beim Schinken im Sandwich, wenn Schinken der bewertende Verstand ist. Er trennt die Brotscheiben voneinander. Kein Schinken im Sandwich – nichts dazwischen – nur Brot – Eins.

Liebesbezeugung
Zeuge der Liebe zu sein passiert, wenn Unmittelbarkeit hergestellt ist. Wenn es niemanden mehr gibt, der das Wahrgenommene bewertet. Wenn ‚Ich‘ nicht mehr als Beurteilender vorkomme, und mit ‚mir‘ jedes Ur-Teil verschwindet, das bewertet werden könnte. Ich sterbe hinein in etwas Umfassenderes und Unfassbares, wo ich eins mit dem Leben selbst bin. Der Urgrund der Liebe tut sich auf, ein unverursachter Frieden erhebt sich und breitet sich als neuer Platzhalter aus. Ich bin in Kontakt mit dem, was mich bewegt, ja bin es selbst – das Leben.

Autor: Uwe Rapp

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