Der Unterschied zwischen Verpflichtung und Heiliger Verpflichtung

Verpflichtung 
Eine Verpflichtung bedeutet, dass ich etwas tue, was ich oder andere von mir erwarten. So möchte ich gern eine gute Mutter sein, eine gute Arbeit machen, eine gute Freundin sein. Ich habe den Anspruch ein guter Mensch zu sein: freundlich, höflich, zuverlässig, hilfreich. Dieses Rollenspiel erwarte ich gleichermaßen von den anderen. Die Erfüllung meiner angenommenen Pflichten messe ich am Befinden und Verhalten meiner Kinder, meiner Arbeitgeber, meiner Freunde und an der Reaktion des gewählten Partners. Wenn es ihnen gut geht, ist das der scheinbare Beweis, dass ich gut bin. Hier verbirgt sich der Glaubenssatz: „Ich muss Erwartungen erfüllen, um gut zu sein. Es steckt ein „müssen“ darin, was sich als Anstrengung im Tun zeigt. Durch die Hinterfragung, warum ich etwas tue, sehe ich, dass sich in dem Gedanken „Ich muss gut sein“ mein Wunsch verbirgt, anerkannt und geliebt zu werden. Hier enttarnt sich mein verpflichtetes Tun als Strategie für mein Bedürf-nis, Anerkennung und Liebe zu bekommen. Meine Handlungen sind nicht, wie augenscheinlich angenommen, aus mir selbst heraus, freiwillig aus Liebe, sondern unbewusst von dem versteckten Ziel einer Bedürfnisbefriedigung begleitet. Wenn ich eine gute Mutter sein möchte, also gut sein möchte, bin ich so für die Kinder da, wie ich gelernt habe, dass es gut ist. Hiermit verpflichte ich im gleichen Moment die Kinder, gut zu sein. Es ist ein schmerzhafter Schock für mich, zu sehen, was ich den Kindern und auch dem Vater der Kinder damit antue. Ich setze den Vater und die Kinder unter Druck, gut zu sein, Gutes in meinem Sinne zu tun. Es soll den Kindern gut gehen, was sie mir beweisen, indem sie z.B. mindestens genauso gern bei mir leben, wie sie es beim Vater tun. Ich gebe ihnen damit mein Diktat auf nach meiner Vorstellung zu leben und lasse ihnen nicht die Möglichkeit, selbst so zu leben, wie sie es für sich als stimmig empfinden. Das zu sehen, ist sehr schmerzhaft.
 
Heilige Verpflichtung 
Die heilige Verpflichtung ist der heilige Wille, dem zu dienen, was ich wirklich bin, Liebe. In diesem heiligen Moment der Wahrhaftigkeit bin ich durch Liebe in Kontakt zu allem, was jetzt ist. So ist jedes daran geknüpfte Tun Freude. Von einem liebenden Ausdruck des Lebens geführt, tue ich einfach die Dinge, die gerade zu tun sind. Es ist ein entspanntes, freudiges und liebendes Tun, ohne etwas zu erwarten und ohne etwas dafür zu wollen. Dann sorge ich z.B. einfach für die Kinder, ohne von ihnen anerkannt und geliebt werden zu wollen. Ich bin einfach da, bin in einem wahren liebevollen Kontakt mit ihnen. Ich kann die Kinder annehmen, wie sie gerade sind, unabhängig davon, wie es ihnen geht. Wenn sie ihre Wünsche äußern, heißt das nicht, dass ich „verpflichtet“ bin, diese zu erfüllen, um ihnen ein gutes Gefühl zu vermitteln, um selbst gut zu sein. Aus Liebe heraus kann ich „Ja oder Nein“ zu ihnen sagen, und beides ist gleichermaßen einfach und leicht. Ich bin in Kontakt, weil ich die Nähe zu ihren Gedanken suche und wir darüber offen und ehrlich sprechen können. So binde ich die Kinder nicht mehr an mich und diktiere ihnen nicht, wie sie zu sein und zu leben haben, sondern ich kann annehmend und offen sein, auch wenn sie z.B. den Wunsch äußern, hauptsächlich beim Vater leben zu wollen. Im Kontakt zur Liebe in mir, bin ich einverstanden mit dem, was ist. Es ist eine wundervolle Freiheit nicht mehr an einem versteckten Bedürfnis orientiert zu sein. Ich bin einfach da, mein einfaches Tun geschieht, weil ich es tun möchte, frei-willig, aus Liebe für die Liebe, in Demut. Es ist das Erkennen, das ich in Wahrheit Liebe bin und dass ein freudiges Tun nur aus diesem Zustand heraus möglich ist. Aus der Bewegung des Lebendigseins ergibt sich mein Tun von selbst. Hier ist jedes Tun Freude.

 

Autor: Daniela Schuchardt

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