Krieg und Frieden

„Der Krieg ist der Vater aller Dinge“ (Heraklit, griechischer Philosoph * um 540 v. Chr.).     

Durch die Verkörperung als Mensch fallen wir aus der Einheit in die Polarität, vom Unsichtbaren ins Sichtbare, in die Form. Die Ich-Identität erschafft die Illusion, dass ich getrennt bin von allen anderen „Dingen“. Das was von uns getrennt ist, wollen wir dann kriegen, besitzen, haben. Der nicht erkannte einfache Zustand des Seins wird überlagert und ausgeblendet durch die endlose Bewegung hin zum Mehr-kriegen-wollen. Damit beginnt der Krieg in uns und so gesehen ist der Krieg der Vater aller Dinge – vorprogrammiert. Es ist die Identifikation mit dem „Ich“, die den Krieg in mir erzeugt. Dieses „Ich“ kämpft um seinen Erhalt und hat scheinbar keine Wahl, sich für inneren Frieden zu entscheiden. Und doch gibt es die Möglichkeit der Entscheidung, entweder für Krieg oder die Wahrheit erkennen zu wollen, also für Frieden.

Außen – Innen

Draußen gibt es die großen Kriege – jetzt in der Ukraine. Suchst du da draußen auch Schuldige und verurteilst? Dann setzt du in diesem Moment den Krieg fort. Oder könnte dieser Krieg eine gute Gelegenheit für dich sein, zu schauen, wo du nicht im Frieden bist, sondern selbst Krieg führst? Was willst du alles noch kriegen, weil du denkst, es zu brauchen? Die wenigsten wissen, dass man den Krieg, den man draußen sieht, als Anlass dafür verwenden könnte, nach innen zu schauen für Frieden.

Die Wahrheit über den Krieg in der Welt

Wenn ich den Wert meines Seins von Dingen, die ich brauche abhängig mache, dann ist das selbstzerstörerisch. Dem universellen Spiegelgesetz gemäß, projiziert sich die unbewusste Selbstzerstörung nach außen: was wir in uns nicht wahrhaben wollen, zeigt sich uns als Krieg in der Welt. Wer hier und jetzt das universelle Spiegelgesetz nicht respektiert, bleibt im Krieg – im Kriegenwollen – stecken. Es ist purer Selbsthass. Hier geschehen automatisch, ohne dass wir es wollen, gegenseitige Verletzungen. Im Rechthabenwollen ist der unbewusste Mensch wie ein automatisches Schnellfeuergewehr. Er beschießt alles, was sein Ich in Frage stellen könnte. Der Krieg draußen ist der Spiegel der jeweils persönlichen Kriegsführung – er ist in mir, in jedem von uns. Die Ursache liegt im Gedanken, dass ich etwas Bestimmtes brauche. Ist denn nicht Putin ein wunderbarer Spiegel des persönlichen Besitzanspruches? Wer genau hinschaut, kann es bei sich selbst leicht finden. Wie schnell verteidige ich meinen Besitz, meine Familie, mein Kind, meinen Job, meinen Körper, der nicht krank werden darf? Glaubt sich nicht jeder von uns im Recht, genauso wie Putin, wenn es um Besitzansprüche geht? Jeder ist doch bereit zu kämpfen um das, was er für richtig hält, zu wahren und zu verteidigen. Wir wollen Recht haben.

Der unbewusste Krieg gegen sich selbst – Universelle Glaubenssätze

Hier eine kleine Auswahl meiner persönlichen Glaubenssätze, die auch universelle Glaubenssätze sind. Vielleicht kann sich der eine oder andere auch darin finden.

Ich brauche es recht zu haben!
Dies sehe ich bei mir, wenn ich z.B. meine, derjenige, mit dem ich koche, benutzt völlig ungeeignete Küchenutensilien. Es nervt mich und ich werde wütend, da ich glaubte, es besser zu wissen. Ich bin sogar übergriffig, sodass ich ihm den Löffel aus der Hand nehme und es selber mache – so, wie ich es für richtig halte. Unbewusst ist das Krieg gegen den eigenen Körper, denn ich schade mir nur selbst mit meiner Wut.

Die Leute sollten nicht wütend sein!
Ich verurteilte immer Zornesausbrüche, wehrte mich dagegen, lehnte den zornigen Menschen ab. Durch meinen Widerstand bin ich selbstzerstörerisch, gehe selbst zum Angriff über. Nun erkenne ich, Wut ist eine Lebensenergie, sie ist richtig, weil sie aufzeigt, dass ich etwas glaube, was nicht stimmt. Sie ist ein Wecker. Ich kann sie zulassen und hinzuschauen: Welcher Gedanke erzeugt die Wut…?

Anerkennung und Wertschätzung erhalte ich nur durch Leistung!
Dieser Glaubenssatz bewirkt in mir das Hamsterrad. Ich muss dem Vergleich mit anderen standhalten, schnell sein, schneller sein als das Tempo, das mir entspricht. Es erzeugt in mir Unruhe, Stress, Verspannungen und Erschöpftsein.

Von der Selbstverachtung zur Achtsamkeit oder die Umkehrung von Krieg in Frieden

Wir identifizieren uns mit nicht überprüften Gedanken. Das sind festgefahrene Überzeugungen, um die wir kämpfen uns durchzusetzen. Krieg in sich selbst, Krieg in Beziehungen, Krieg in der Nachbarschaft etc.. Wir fällen Urteile, benennen richtig und falsch, beschuldigen, verurteilen. Wie fühlt sich das in dir, in deinem Körper an, wenn du das tust? Bist du da nicht wütend, ärgerlich, enttäuscht? Ist es nicht Krieg in sich selbst, Krieg gegen dich selbst und gegen andere?

Die Weitergabe des Krieges an unsere Kinder

Die Kinder übernehmen dieses vorgelebte Verhalten. Dadurch werden sie selbst zu Kriegern und Rechthabern, und damit wird dieser Krieg erhalten und unbewusst weitergeführt, es scheint nie zu enden. Es ist generationsübergreifend. Diese kriegerische Energie ist zerstörerisch, gegen sich selbst und andere, bis sie transformiert ist durch Bewusstsein. Nur in sich selbst gibt es inneren Frieden, Wahrheit und Liebe.

Die Innenschau – Selbsterkenntnis

Durch Selbsterkenntnis hört der Krieg auf. Der Frieden wird wach in sich selbst. Erkenne ich den Krieg in mir, fallen meine Urteile über den Krieg in der Welt weg. Es kommt Mitgefühl auf für die, die meinen, Krieg führen zu müssen. Ich bin im Einklang mit dem, was ich nicht ändern kann. Das bedeutet nicht, dass ich Krieg befürworte.

Autor: Hans-Jörg Tschäni

Verantwortlich für den Inhalt des Artikels ist der Autor.

Der Artikel ist auch veröffentlicht in der Zeitschrift „Sein Brandenburg“.
https://www.sein.de/brandenburg/krieg-und-frieden-glaubenssaetze-verwandeln/