Die intelligenten Fragen des Sokrates

Sokrates – bekannt als Begründer der westlichen Philosophie, als Mensch, der im Frieden mit sich und der Welt auf die von seinen Freunden vorgeschlagene Flucht verzichtete und sich dem Urteil – Tod durch Trinken eines Schierlingsbechers – gelassen hingab, stellte bereits in der Antike geistreiche Fragen auf der Suche nach der Wahrheit. Dabei ging er davon aus, dass die Menschen bereits das wahrhafte Wissen in sich tragen, welches durch die Befragung erweckt wird, durch die Liebe zur Weisheit, zum „Guten“, wie er es nannte. Sokrates drängte nicht sein eigenes Wissen auf, er wollte nicht lehren, sondern lernen. Hier zeigt sich, dass er alle Menschen mit denen er täglich auf dem Marktplatz sprach als gleichwertig sah und als Lehrmeister anerkannte.

„Ich weiß, dass ich nichts weiß“
Dieser berühmte Satz drückt einerseits das Eingestehen des Nicht-Wissens um das Wahrhafte auf der Verstandesebene und andererseits die Demut vor wahrer Erkenntnis aus. Der, der das Erkennen und Entdeckenwollen der wahren Weisheit liebt, bringt den Mut auf, übernommene Konzepte und Scheingewissheiten durch intelligente Fragen zu erschüttern und findet dabei heraus, dass der Verstand absolut nichts sicher wissen kann. Sokrates akzeptierte dies. Durch die logische Wider-legung von Nichthinterfragtem, totem Wissen, entsteht Raum für die Wahrheit. Das „Gute“, Friedliche kommt zum Vorschein. Er sah sich lediglich in der Rolle des Geburtshelfers der Erkenntnis, die ihn immer wieder aufs Neue faszinierte und so ging er keiner anderen Arbeit nach als der, sich täglich in seinen Mitmenschen zu spiegeln.

Ich bin kein körperliches Wesen
Dabei kümmerte Sokrates sich nicht um die Bedürfnisse des Körpers und seines Images in der Welt. Er kleidete sich schlicht und war nicht an äußerem Reichtum interessiert. Die Körperfixierung wich im Wahrheitsfindungsprozess der Lenkung durch den wachen Geist. Er betrachtete das Philosophieren u.a. als Vorbereitung auf den physischen Tod. Im so gefestigten Ver-trauen, dass der Mensch nicht der Körper, sondern ein unsterbliches, geistiges Wesen ist, konnte er entspannt den ihm bestimmten Todeszeitpunkt hinnehmen und trank den giftigen Schierlingsbecher als wäre es Wasser.

Auch identifizierte er sich wohl nicht mit der Person als solcher, denn er blieb gelassen, wenn er ausgelacht, beschimpft, oder angerempelt wurde wegen seiner, für manche, sonderbaren Fragen. So soll er gesagt haben: „Hätte mich ein Esel getreten, hätte ich ihn doch auch nicht belangt.“ (vgl. Michael Conradt, Sokrates, der Ahnherr der Philosophen) Er verurteilte niemanden für das Nichtwissen. Ganz nach Jesus`Motto „Denn sie wissen nicht, was sie tun“, worunter Sokrates auch sich selbst zählte.

Fortsetzung folgt
In der geistreich-Bewusstseinsschule wird der intelligente Selbstdialog fortgeführt. Als Fragende und Gefragte, also Coach und Gecoachter, werden einander Fragen gestellt, die das bisher Geglaubte erschüttern, in dem Bewusstsein, dass das Gegenüber ein perfekter Spiegel des eigenen geistigen Wesens ist. Somit entsteht kein Dialog zwischen zwei unbewussten Personen, sondern ein Gespräch des wahrheitsliebenden Seins mit sich selbst.

Autor: Juliane Kammerl

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