Das Christentum und die Suche nach der Wahrheit. Wer bin ich und wo ist Gott?

In der christlichen Religion aufgewachsen, höre ich von Jesus, seiner Liebe und den Wundern, die er vollbringt. Die Lehre Jesu, der die Liebe als göttliches Gebot verbreitet, berührt mich, jedoch erscheint sie mir unerreichbar. Wenn ich mir meinen Alltag anschaue, denke ich: Ich kann mich noch so bemühen, ich bin nie gut genug. Täglich erlebe ich meine ICH-bezogenen Überzeugungen, die Streit und Schmerz erzeugen, die nicht liebevoll sind  (Ich habe etwas falsch gemacht. Ich möchte es so, wie ich es will. Ich habe Recht.).

Das Vaterunser
Das Vaterunser, das ich beten gelernt habe, bekräftigt mich in der Annahme, ein sich schuldig gemachter Mensch zu sein, der zu Gott beten und auf Erlösung hoffen kann.
Vater unser, der du bist im Himmel. 
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit.
In Ewigkeit.
Amen.

Ich bete Gott im Himmel als eine höhere Instanz an. Als ein scheinbar niederes Wesen möchte ich ihm ähnlicher werden, und bin mir gleichzeitig meiner dauerhaften Schuld bewusst. Um diesen Schmerz nicht wahrzunehmen, urteile ich über Gut und Böse, richtige und falsche Handlungen und verurteile mich im gleichen Moment. Bevor Gott mich richtet, richte ich mich selbst. Gott erscheint als etwas Höheres, ist unerreichbar und ich bleibe ein fehlerhafter Mensch, der sich immer wieder schuldig macht und sich für seine Urteile schämt. Auch wenn ich mich von dem kindlichen Gottesbild eines Vaters löse und Gott als göttliche Liebe sehe, bleibt der Schmerz, die Schuld. Das Göttliche scheint unerreichbar. Wie finde ich zu dieser göttlichen Liebe? Bin ich wirklich ein Sünder oder bin ich ein Ebenbild Gottes? Die Antworten auf diese wesentlichen Fragen, habe ich in der Religion nicht gefunden.

Die Umkehr nach innen – Die Offenbarung der göttlichen Liebe
Wenn ich mich nach innen wende und meinen kindlichen Gedanken „Ich bin nicht gut genug“ überprüfe, gehe ich weg vom Angst-Verstand und kehre zurück in mein Herz. Hier und jetzt bin ich im Herzen von einer tiefen Liebe berührt. Es ist die Wahrheit, die ich bisher in der Außenwelt gesucht habe. Tatsächlich ist dies die Liebe, die ich in Wahrheit bin. Ich bin gut und richtig so wie ich bin.  In diesem klaren geistigen Zustand bin ich zuhause, geborgen. Es ist eine ungewöhnliche Geborgenheit, die von nichts in der äußeren Welt abhängig ist. Hier hört die Suche nach der Wahrheit und das Urteilen auf. Mir wird deutlich, dass mich meine kleingeistigen ICH-bezogenen Gedanken von dieser Liebe trennen. Wenn ich diesen Gedanken folge (z.B. Ich bin nicht gut genug. Ich bin falsch.), ist das der Verrat an der Liebe, die ich eigentlich bin. Die Gedanken sind die Versuchung, die mich von der Liebe wegführen. Nun sehe ich, was Jesus meint, wenn er sagt: Der Vater und ich sind EINS. Hier ist auch klar, worauf Jesus hinweist: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Die Umkehr nach innen erkenne ich als den heiligen Weg zum liebenden Gewahrsein. Es ist der ungewöhnliche Weg der Überprüfung meiner kleingeistigen Ich-Gedanken. Es ist der Kontakt zur bedingungslosen göttlichen Liebe, die nicht trennt in „Vater und Sohn“, zwischen Gott und Mensch. Es ist Liebe, Eins-Sein. Ich bin EINS. Jesus ist als die Verkörperung der Liebe in mir geboren.  So kann ich von demselben sprechen, wie es der Theologe, Arzt und Mystiker Angelus Silesius sagte: „Solange Jesus in Bethlehem geboren ist und nicht in Dir, so bist du doch verloren.“ Nun, wo das Göttliche in mir selbst bewusst/ geboren ist, ist das Vaterunser kein Gebet mehr, sondern die Vollendung der Wahrheit, die ich selbst bin.

Die Liebe, die ich bin, ist himmlisch.
Heilig ist die Liebe, die ich bin.
Das göttliche Reich der Liebe, die ich bin, ist hier.
Der göttliche Wille der Liebe geschieht durch mich.
Wie im Himmel, so auf Erden.
Die Liebe ist mein tägliches Brot.
Die Schuld ist getilgt, wenn ich zurückkehre in die Liebe.
Und es gibt keine Schuldigen mehr außerhalb von mir.
Die Liebe, die ich bin, führt mich durch meinen versuchenden Verstand.
Durch die Liebe, die ich bin, bin ich erlöst von dem Glauben an das Böse.
Die Liebe, die ich bin, ist das göttliche Reich, göttliche Kraft und göttliche Herrlichkeit.
Die Liebe, die ich bin, ist ewig.
So ist es.

 

Autor: Daniela Schuchardt

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