Heilung durch Bewusst-SEIN oder nach Ellam Ondre „Alles ist Eins“

Die Suche nach Heilung

Die Welt erscheint mir, seit ich mich erinnern oder denken kann, als unheil. Schon in der Kindheit bekomme ich in der Schule und Nachbarschaft bei anderen Kindern mit, dass aus meiner Sicht ungerechte, schmerzliche, gewalttätige Dinge passieren. Später in der Jugend bin ich selbst mit schmerzlichen Trennungen oder Verlusten konfrontiert, durch die Beendigung von Beziehungen, Freundschaften und durch den Verlust eines geliebten Menschen.

So begann die Suche nach einem glücklichen, zufriedenen Leben, nach einem heilen Leben. Erfüllend erschien mir die Suche nach Menschen, mit denen ich mich verbunden fühle. Jedoch schien sich diese Verbundenheit nach einer gewissen Zeit immer wieder aufzulösen. Im Wandel des Lebens standen Freunde nicht mehr wie gewohnt zur Verfügung, weil sie in die Ferne gingen, oder sie waren auf ihre Partnerschaften, Familien oder andere Interessen konzentriert. Auch die Suche nach einer erfüllenden Tätigkeit zeigte sich meist als zeitlich begrenzt.

Die Angst vor Einsamkeit, einem gewissen Verloren-sein in der Welt war stetig mal mehr oder weniger spürbar präsent. Die Suche nach einem passenden Partner, mit dem ich eine Familie gründen könnte, erschien mir als Lösung aus dem Alleinsein, oder dem Verloren-sein in der Hoffnung, dass hier ein Ankommen, ein Geborgensein durch mir verbundene Menschen möglich ist.

Jedoch zeigte sich auch in der Familie immer wieder die Überforderung, allen Vorstellungen gerecht zu werden, für die Kinder da zu sein, eine harmonische Partnerschaft zu leben und noch einen guten Job zu machen. Wenn die Jobs beendet waren, wurde auch noch das Geld knapp, das all diese Vorstellungen von einem glücklichen Leben absichern sollte.

Diese Überforderung, all meine Vorstellungen von einem heilen, glücklichen Leben erfüllen zu wollen, mündete in eine Frustration, weil mir immer wieder deutlich wurde, dass es sich nicht wirklich einstellte. Ich war in einem Hamsterrad des Tun Müssens gefangen und egal, was ich tat, irgendetwas fehlte immer. Es war nie genug. Ich war nie genug, der Partner war nie genug, das Familienleben war nicht genug, das Leben war nicht erfüllt genug. Diese Anstrengung drückte sich auch gegenüber den Kindern aus, als Ungeduld, oder als Forderung, im Alltag gut zu funktionieren.

Der schmerzliche Zusammenbruch der Vorstellung eines heilen Lebens

Das angestrebte glückliche Leben entpuppte sich als stressvoll und es vermochte, nicht wirklich die Unzufriedenheit und das Gefühl, allein und verloren zu sein, zu lindern. Das Ende der Vorstellung eines heilen Lebens durch die Geborgenheit in einer Familie wurde zu einer Einsicht und führte zur Trennung aus der Partnerschaft. Dies war sehr schmerzhaft, da all meine Vorstellungen eines heilen Lebens als Illusion in sich zusammenbrachen.

Nicht nur das äußere Bild eines heilen Familien-Lebens zerbrach, sondern auch die Vorstellung von mir selbst. Durch die Trennung sah es aus, als hätte ich die Familie zerstört. Nichts war mehr gut oder heil an mir und um mich herum. Der Weg in ein heiles Leben erschien somit aussichtslos und blieb schmerzhaft, da die Missverständnisse, Schuldzuweisungen auch nach der Trennung nicht aufhörten.

So wuchs die Einsicht, dass ich Heilung im Außen nicht erreichen kann. Es begann die Suche nach innen, die unabhängig von diesen äußeren Bedingungen ist.

Der Umkehrpunkt

Auf der Suche nach Heilung las ich einen Artikel, der mich in den Umkehrkurs führte. Hier komme ich erstmals damit in Kontakt, dass meine gesamte Leidensgeschichte Überzeugungen sind, die ich in der Kindheit gelernt habe, die bisher nicht überprüft sind. Völlig neu war die Option, die Verantwortung zu übernehmen für all diese Schmerz-erzeugenden Gedanken und sie zu hinterfragen. Statt den Schmerz zu betäuben, mich davon abzulenken, begann nun das Hinsehen, eine kompromisslose Selbstbefragung beim Auftauchen schmerzlicher Gefühle und Gedanken. Jedes Mal führte mich diese in eine mir vorher nicht bekannte Ent-Spannung. So vertraute ich mich dem Prozess an.

Es ist der Beginn der Heilung durch Selbst-Erkenntnis.

Von der Leidensgeschichte in das Bewusstsein des Eins-Seins

In der Umkehrung von schmerzlichen Gedanken öffnet sich die Erkenntnis, dass jede Suche im Außen nach Erfüllung, Geborgen-Sein, Glücklich-Sein, Heil-Sein nicht möglich ist. Kein Mensch, kein Ort und keine Tätigkeit können mir Heilung, Erfüllung oder Geborgenheit geben. Dies war ein grundlegender Irrtum, den ich schmerzlich erfahren hatte. Und genau dieser Schmerz hat mich nun in den Prozess einer viel weit reichenden Selbst-Erkenntnis, die heilsam ist, geführt. Was alles schmerzliche Überzeugungen sind, eröffnet sich mir in dem Prozess erst nach und nach. Und es wird klar, dass all diesen schmerzlichen Überzeugungen die Angst vor dem Tod zu Grunde liegt. Der schmerzliche Gedanke, ein getrenntes Wesen zu sein, allein zu sein, ist Todes-Angst.

Die Suche nach einer Ver-Bindung zu einem anderen Menschen schien eine nachvollziehbare, vielversprechende Lösung zu sein. Jedoch musste ich schmerzlich erfahren, dass eine Bindung zu einem Menschen diesen Trennungsschmerz nicht wirklich beenden oder lindern kann, denn die unterschwelligen Angstgedanken, z.B. verlassen oder allein zu sein, sterblich zu sein, laufen unbewusst weiter und steuern mich weiter durchs Leben, was sich spätestens dann deutlich zeigt, wenn die Vorstellung des gewünschten heilen Lebens zerbricht.

Durch die Anerkennung der Spiegelung wird mir klar, dass jeder Schmerz, eine gedankliche Interpretation ist. Wenn ich denke, dass mir ein Partner Geborgenheit geben kann, sieht es nur so lange so aus, solange er mit mir übereinstimmt. Stimmt er nicht mit meinen gedanklichen Vorstellungen von einem gemeinsamen Leben überein, fühlt sich das einsam, allein gelassen, getrennt an. Der Trennungsschmerz und damit die Todesangst ist sofort aktiviert.

Somit lebe ich ein gedankliches Leben, eine Vorstellung, die schmerzlich ist, denn in all diesen gedanklichen Vorstellungen, erlebe ich mich als vom Partner, von jedem anderen Wesen, von der Welt getrennt.

Nun wird in jeder Selbsterkenntnis klar, dass die Wahrheit oder das Leben nicht das ist, was ich denke, was es ist. Es beginnt eine neue Sicht auf das Leben. Der Trennungsschmerz löst sich auf durch die Anerkennung der Spiegelung und durch die Umkehr von schmerzlichen Gedanken. Ich bin das, was ich im Partner sehe, selbst. Wenn ich mich durch etwas durch ihn gestört fühle, ist es die gedankliche Störung in mir, die schmerzliche Trennung erzeugt. Wenn ich in ihm etwas Liebevolles sehe, ist es das Liebevolle in mir, das genau das im anderen sieht.

Hier bin ich in einem bisher nicht gekannten liebevolles GewahrSein, Es ist die lang ersehnte Geborgenheit in mir erwacht. Bedingungslos. Hier bin ich lebendiges Sein, in mitfühlendem Kontakt zu allem Leben. Es ist gleichzeitig ein tiefes Vertrauen, dass das, was ist, richtig ist. Es ist Heilung.

Es ist ein Berührtsein, ein Erfüllt sein aus sich selbst heraus. Es ist nicht mehr begrenzt auf eine Familie oder Partnerschaft, sondern erfährt sich als lebendiges freudiges Sein, das Leben liebevoll annehmend, wie es sich jetzt zeigt.

Es beginnt ein Mitgefühl für die vergangene Leidensgeschichte. Es ist das Ende von Beschuldigung, Schuld und Scham, wenn erkannt wird, dass das Leben eine Projektion von schmerzlichen Gedanken ist, die umkehrbar ist in ein liebevolles Gewahrsein. Der Trennungsschmerz von Ich und die Welt ist als eine gedankliche Illusion durchschaut.

Das Ende der Suche

Durch die Umkehr in die stille Präsenz des Bewusstseins ist jede Suche beendet. Die Erkenntnis ist erwacht, dass ich alles BIN. Nichts im Außen kann mir etwas geben, was ich selbst bin. Es öffnet sich eine innere Freiheit, eine innere Freude des LebendigSeins, die sich verströmen möchte, die mich bewegt. BewusstSein ist HeilSein, EinsSein.

Autor: Daniela Schuchardt
Verantwortlich für den Inhalt des Artikels ist der Autor.

Bild von Pixabay.

Dieser Artikel ist in der September/Oktober ´25 Ausgabe der KGS Berlin erschienen. 

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